
Vor dem Start ist es der Nervenkitzel, der das Adrenalin durch die Adern jagt. Sorgsam werden Leinen sortiert, der Schirm in Position gebracht und nach dem Klicken der Karabiner ist der meist menschenleere Luftraum nur noch zwei Schritte entfernt. Der Moment, in welchem die Natur den Gleitschirm mit sich nimmt, die Luft darunterströmt und ihn trägt, das ist der Augenblick, in welchem die Probleme, der Stress oder Druck, die einen selbst noch am Erdboden plagten, abfallen. Die Zeit in der Luft ähnelt dem alltäglichen Leben in ihren Bestandteilen sehr. Man plant zwar, wohin die Reise gehen soll, muss aber flexibel reagieren können, wenn die Thermik es verlangt. Jeder Atemzug wird bewusst getan, jede Erfahrung, die man vorher hatte, steht zum Abruf bereit. Kein Flug ähnelt dem nächsten, sondern birgt immer wieder neue unvergessliche Momente.
Wenn die Landung bevorsteht, ist es, als würde man aus einer fremden Welt zurückkehren. Plötzlich ist man wieder einer jener kleinen Punkte, die man gerade beim Gleitschirmfliegen noch aus der Luft betrachten konnte. Dennoch ist man ein ganz anderer, denn das, was gerade passiert ist, spricht eigentlich gegen die Physik. Die dem Menschen angeborene Bodenständigkeit, das Zweidimensionale, wurde überlistet und genossen. Dank stetiger Weiterentwicklungen ist das Verletzungsrisiko deutlich kalkulierbar geworden, wodurch die Faszination des Einfachen beim Gleitschirmfliegen sich wachsender Beliebtheit erfreut.